Der Begriff  “Philosophie” ist mit “Liebe zur Weisheit” zu übersetzen. Diese Liebe entsteht, wenn scheinbar Alltägliches hinterfragt wird, wenn wir staunen, während die anderen Menschen etwas als selbstverständlich hinnehmen. Diese Skepsis beruft sich auf die Vernunft, die auch bemüht wird, um eigene Erklärungsversuche der Wirklichkeit oder eigene Zukunftsmodelle zu entwerfen – und wiederum zu hinterfragen. Dabei müssen Philosophinnen und Philosophen oft ihre (vorläufige) Ratlosigkeit akzeptieren können und sich vorurteilsfrei sowie methodisch durchdacht den Problemen zuwenden. Nach dem großen deutschen Philosophen Immanuel Kant sollen dabei folgende Leitfragen im Vordergrund stehen: “Was kann ich wissen?”, “Was soll ich tun?”, “Was darf ich hoffen?”, “Was ist der Mensch?”

Das Fach “Praktische Philosophie” in der Sekundarstufe I geht dabei von sieben Fragenkreisen aus:

  1. “Die Frage nach dem Selbst”
  2. “Die Frage nach dem Anderen”
  3. “Die Frage nach dem guten Handeln”,
  4. “Die Frage nach Recht, Staat und Wirtschaft”
  5. “Die Frage nach Natur, Kultur und Technik”
  6. “Die Frage nach Wahrheit, Wirklichkeit und Medien”
  7. “Die Frage nach Ursprung, Zukunft und Sinn”

Diese sollen – ausgehend von der Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen – bearbeitet werden, indem eigene Gedanken, Sachinformationen und kleinere philosophische Beiträge miteinander verbunden werden, um Antwortmöglichkeiten aufzuzeigen, die sich im Diskurs der Lerngruppe und vor allem in der Lebenswelt bewähren können und gegebenenfalls revidiert werden sollen.

Der Philosophieunterricht der Sekundarstufe II beginnt in der Einführungsphase mit einem Überblick über das Fach in der Oberstufe und der methodischen Schulung, um sich mit philosophischen Texten und Positionen auseinandersetzen zu können. Die vier Halbjahre der Qualifikationsphase enthalten die Bereiche “Anthropologie”, “Ethik”, “Rechts- und Staatsphilosophie” sowie “Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie”. Auch hier ist die Lebenswelt der Jugendlichen und jungen Erwachsenen der Anknüpfungspunkt, die philosophischen Positionen werden jedoch wesentlich intensiver als in den Klassen 5 bis 9 be- und hinterfragt, miteinander verglichen und kritisch beurteilt. Philosophie kann Klausurfach sein und damit auch mündliches oder schriftliches Abiturfach.